Lilium vor Neustart : Der Staat muss draußen bleiben
Jeder, der scheitert, verdient eine zweite Chance. Das gilt auch für Lilium, den selbst ernannten Pionier in der elektrischen Luftfahrt. Kurz vor Weihnachten tauchte das Investorenkonsortium MUC Mobile Uplift Corporation als Retter in letzter Minute auf, nachdem das insolvente Unternehmen seinen verbliebenen 750 Mitarbeitenden schon gekündigt hatte. Dass diese nun weiter beschäftigt werden soll, ist eine gute Nachricht. Positiv ist auch das Engagement privater Investoren, die dem Start-up eine zweite Chance geben.
Der Bund hatte eine Kreditbürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro verweigert. Daraufhin zog auch der Freistaat Bayern sein Hilfsangebot in gleicher Höhe zurück. Die Entscheidung der Bundesregierung ist nachvollziehbar, denn Lilium hat bislang für seinen senkrechtstartenden Jet kein überzeugendes Konzept vorlegen können.
Hoher Betrag reichte nicht aus
Trotzdem ist es dem Unternehmen gelungen, seit der Gründung 1,5 Milliarden Euro an privatem Kapital einzusammeln. Das ist für ein Start-up ein bemerkenswert hoher Betrag, der aber nicht ausreichte, letzte Zweifel an dem als technisch sehr anspruchsvoll geltenden Jet auszuräumen. Wenn nun neue und alte Investoren weiterhin an das Projekt glauben und dafür 200 Millionen Euro bereitstellen wollen, ist nichts dagegen einzuwenden.
Bund ist kein Risikokapitalgeber
Sie tragen das Risiko und fahren im Erfolgsfall die Ernte ein. Umgekehrt haften sie, wenn es schief geht. Das sind die Regeln der Marktwirtschaft. Der Staat darf aber nicht als Risikokapitalgeber auftreten, wenn dazu private Investoren nicht mehr bereit sind. Seine Aufgabe besteht zunächst darin, attraktive Rahmenbedingungen für mutige Unternehmensgründungen und das dafür erforderliche Wagniskapital zu schaffen.
Dazu können im Verbund mit privaten Kapitalgebern auch Anschubfinanzierungen gehören. Doch das hängt vom Einzelfall ab und muss sorgfältig geprüft werden. Weder Lilium noch der nun ebenfalls insolvente Flugtaxi-Entwickler Volocopter kommen dafür in Betracht, weil sie längst über die Anschubphase hinaus und mit tragfähigen Konzepten im Verzug sind.
Selbst das Investorenkonsortium von Lilium ist sich der Risiken bewusst und bitte um Geduld. Bislang war Lilium ein Milliardengrab. Der Erfolg ist dem Unternehmen und seinen Investoren zu wünschen. Die Risiken dürfen aber nicht auf die Steuerzahler abgewälzt werden.