Fahrzeugbau : Mercedes verkauft Lieferwagen-Werk in Argentinien
Der Autohersteller Mercedes verkauft seine Fabrik im argentinischen Virrey del Pino. Das im Jahr 1951 gegründete Werk ist die älteste Produktion des früheren Daimler-Konzerns außerhalb von Deutschland. Käufer ist eine Gruppe von Aktionären um den argentinischen Investor Pablo Peralta, Besitzer der Holdinggesellschaft Grupo ST, wie die argentinische Tageszeitung „Norte“ sowie das Automobil-Portal „Arodarpost“ unter Berufung auf Quellen aus der Branche berichten. Die Verkaufsgespräche, die die Unternehmensberatung Deloitte begleitet hat, zogen sich über ein halbes Jahr hin.
Mercedes äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Plänen. Nach Informationen der „Börsenzeitung“ hat der Autohersteller in dem Werk allerdings immer größere Probleme, Personal zu gewinnen. Die Fabrik entstand vor mehr als 70 Jahren auf der grünen Wiese, heute ist die Produktion eingekreist von Armenvierteln, die Sicherheitslage ist schwierig.
Das Werk nahe der Hauptstadt Buenos Aires soll mit der Belegschaft übergeben werden und bis 2029 eine Lizenz für die Herstellung des Kleintransporters Sprinter erhalten. Danach soll der neue Eigentümer das Werk auf die Produktion eigener Modelle umstellen. In diesem Zusammenhang wird über eine mögliche Zusammenarbeit mit chinesischen Automobilherstellern spekuliert. Den neuen und rein elektrischen Sprinter stellt Mercedes nicht mehr in Argentinien her, sondern produziert ihn mit einem völlig neuen Konzept voraussichtlich in den Vereinigten Staaten.
Auch der weltgrößte Lastwagenhersteller Daimler Truck wird die Produktion von Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz an dem Traditionsstandort in den kommenden Jahren aufgeben. Das Unternehmen hat im Dezember in Zárate 80 Kilometer nördlich von Buenos Aires ein neues Logistikzentrum eröffnet. Dort investiert der Hersteller 110 Millionen US-Dollar in eine neue Produktion, die 2026 in Betrieb gehen soll. In der Fabrik sollen Busse sowie die Lastwagenmodelle Accelo und Atego im sogenannten Completely-Knocked-Down-Verfahren hergestellt werden. Dabei kommen die Fahrzeuge als Bausatz in der Fabrik an und werden montiert. Daimler Truck hat die Produktion in Argentinien an das südamerikanische Hauptwerk des Konzern im brasilianischen São Bernardo angegliedert, das die Bausätze herstellt.
Raúl Barcesat, Chef von Daimler Truck in Argentinien, erklärte diesen Monat in einem Interview, dass er 2025 mit einem starken Wachstum von bis zu 30 Prozent rechnet. Er verwies auf die Notwendigkeit, den Fahrzeugpark zu modernisieren, die sinkende Inflation sowie mögliche Steuersenkungen. Lastwagen und Busse seien Investitionsgüter, sagte Barcesat. Die sinkende Inflation komme dem Geschäft zugute, da dies die Erneuerung der Flotten erleichtere. Daimler Truck hat in Argentinien einen Marktanteil von 70 Prozent bei Bussen und 38 Prozent bei Lastwagen.