Interview mit Post-Chef Appel :
„Da fliegen Pakete über den Zaun“

Von Christoph Schäfer
Lesezeit: 7 Min.
Frank Appel, 57, leitet seit zehn Jahren die Deutsche Post DHL Group.
Post-Chef Frank Appel ärgert sich über rücksichtslose Zusteller der Konkurrenz und die Billig-Mentalität vieler Behörden. Sein Zehn-Millionen-Euro-Salär verteidigt er gegen Kritik: „Mein Gehalt wird letztlich vom Markt bestimmt“.
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Herr Appel, wann haben Sie sich das letzte Mal über Ihren Paketboten geärgert?

Über den DHL-Boten nie, aber über die Zusteller von Wettbewerbern schon gelegentlich. Da fliegen Pakete teilweise einfach über den Zaun, obwohl auf dem Karton sogar „Achtung, zerbrechlich“ steht.

Ein anderes Problem: Sie waren den ganzen Tag zu Hause, aber Ihr Paket liegt beim Nachbarn. Kennen Sie das?

Na klar, das passiert mir auch. Typischerweise dann, wenn ich unter der Dusche stehe oder wenn ich im Garten bin. Dann höre ich die Klingel nicht.

Viele Menschen glauben, dass das Problem nicht an ihrer leisen Klingel liegt, sondern an ihrem Zusteller.

Falls jemand bei uns so arbeitet, ist das natürlich sehr ärgerlich. Insgesamt lege ich aber für meine Kollegen in der Zustellung die Hand ins Feuer.

Apropos ärgerlich: Was denken Sie als Post-Chef, wenn Sie einen DHL-Transporter sehen, der den Fahrradweg verstopft oder gleich die ganze Spur zumacht?

Dann denke ich, dass meine Mitarbeiter versuchen, unser Dienstleistungsversprechen zu erfüllen. Es wird immer schwerer, in unseren Städten einen Parkplatz zu finden, der den Verkehr nicht behindert. Und es ist auch eine Frage der inneren Einstellung: Häufig kommen die Autofahrer in der Innenstadt sowieso nur langsam voran. Da fallen die 30 Sekunden, die es wegen des Paketwagens länger dauert, kaum ins Gewicht.

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