Von Hannover nach Los Angeles: Der Spielerberater Erkut Söğüt lebt jetzt am Pazifik.

FAZ+Erkut Söğüt :
Der unersättliche Özil-Berater

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Erkut Söğüt traut sich was. Mit seinem ersten Thriller, den er unlängst in London herausgebracht hat, zieht er gegen die hässlichen Seiten der „schönsten Nebensache der Welt“ zu Felde, des Profifußballs. Seine Agentur Family & Football berät fast 50 Fußballer, darunter seit jeher Superstar Mesut Özil. Söğüts auf Englisch verfasster, selbst verlegter Roman „Deadline“ lässt sich also schon deshalb mit vergnüglichem Schaudern lesen, weil man weiß, dass der umtriebige Spielerberater über Jahre in die Abgründe einer milliardenschweren Industrie geschaut und gesehen hat, wie dort Betrug, Korruption, Manipulation, Menschenhandel und Vetternwirtschaft zu bewährten Erfolgswerkzeugen wurden. Söğüt weiß also genau, worüber er schreibt. Und er will dieses Wissen teilen.

„Vetternwirtschaft habe ich überall erlebt“, sagt er, „nicht nur in Großbritannien, auch in Deutschland. Mein erster Roman handelt davon.“ Sein bestes deutsches Beispiel – der FC Bayern München: Der Bruder von Karl-Heinz Rummenigge, der 2021 nach fast 20 Jahren an der FCB-Spitze abtrat, sei Fußballagent, sein Sohn Roman ebenfalls. Nicht anders der Bruder von Uli Hoeneß. Bis 2016 arbeitete Matthias Sammer für den FCB, seit 2018 berät er den BVB. Auch dessen Sohn sei Spielerberater. „Verfügt man nicht über derartige Verbindungen, dann liegt man schon mal 0:1 zurück“, sagt Söğüt, der sich seinen Status im Fußball-Business ohne solche Startbedingungen erarbeitet hat. Aufhalten konnten ihn die Startvorteile anderer nie. Im Gegenteil.

Man könnte sich stundenlang mit Söğüt (41) über den internationalen Fußball unterhalten, nicht nur über die Schattenseiten, auch über erstaunliche Erfolgsgeschichten oder über die Zukunftspläne seines bekanntesten Klienten, von dem er unlängst hat wissen lassen, dass dieser mit einer eigenen Mannschaft ins E-Sport-Geschäft einsteigen will. Man könnte auch über strukturelle Veränderungen des Sports reden, über den Machtverlust der Vereine gegenüber den Spielern etwa. Noch spannender aber wird es, wenn man mit Söğüt über Erkut Söğüt spricht und darüber, wie alles begann, wie es den Sohn türkischer Einwanderer auf die ganz große Bühne des internationalen Fußballs spülte.

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