WTO-Chefökonom im Interview : „Die Globalisierung ist eine Art Sündenbock“

Der WTO-Chefökonom Ralph Ossa warnt davor, das Rad der Globalisierung zurückzudrehen. Gerade für die Bekämpfung des Klimawandels brauche es freien Handel.
Die WTO steht am Scheideweg, auch was die Globalisierung insgesamt angeht. Wir müssen aufpassen, nicht das kaputtzumachen, was wir uns über Jahrzehnte aufgebaut haben.
Das Narrativ hat sich um 180 Grad gedreht. Bis vor Kurzem waren sich alle mehr oder weniger einig darüber, dass wirtschaftliche Verflechtung eine gute Sache ist. Sie ist wichtig für Wohlstand und Sicherheit. Gerade wir Deutschen wissen das. Die ganze Idee der europäischen Integration war ja, dass sich Deutschland, Frankreich und andere Länder miteinander verflechten, eben weil es geopolitische Spannungen gab. Diese Philosophie hat sich lange gehalten. Auch der Beitritt Chinas zur WTO hat in diesem Geist stattgefunden. Doch dann kamen die Finanzkrise, die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Diese Krisen haben den Eindruck entstehen lassen, dass wir zu viel Globalisierung ausgesetzt sind, dass die Globalisierung zu riskant ist für uns und dass wir das Rad wieder ein Stück weit zurückdrehen müssen. Jetzt geht es nicht mehr um wirtschaftliche Verflechtung, sondern um wirtschaftliche Unabhängigkeit.
Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 €
jetzt nur 0,99 €
Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 €
jetzt nur 0,99 €
- Mit einem Klick online kündbar