Philosoph contra Reich-Ranicki : Darf man Goethe korrigieren?

Darf man Dichter verbessern? Sogar im Fall von Goethe? Der Philosoph Hans Blumenberg protestierte brieflich gegen einen Eingriff des Kritikers Marcel Reich-Ranicki.
„Ein falsch gebrauchtes Goethe-Zitat“ behandelte der Aufmacher des Feuilletons dieser Zeitung vom 26. Juli 1968. Friedrich A. Wagner berichtete über einen Aufsatz im Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft, der den Wortlaut des Briefs an Augusta Gräfin zu Stolberg vom 17. Juli 1777 nach der Handschrift mitteilte: „Alles gaben Götter die unendlichen“. In der Schule hatte Wagner den ersten Vers des Vierzeilers, mit dem Goethe auf den Tod seiner Schwester reagierte, anders gelernt: „Alles geben die Götter, die Unendlichen“. In dieser Fassung wurde der Vers in der Zeitung gedruckt, als das Gedicht 1999 in der Frankfurter Anthologie interpretiert wurde – von Marcel Reich-Ranicki.