Gysis Doktorarbeit :
Nicht für den Klassenfeind geeignet

Von Martin Eich
Lesezeit: 8 Min.
Ein linientreuer Promovend, der nicht einmal die Gunst der politischen Entspannungsphase nutzte: Gregor Gysi
Von wegen seit jeher aufmüpfig: Gregor Gysi zeigte sich 1975 in seiner Dissertation als durchaus beflissener Diener des SED-Staates, der selbst die größten Verirrungen des sozialistischen Rechts verteidigt.
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In seiner Autobiographie „Das war's. Noch lange nicht!“ von 1995 stellt sich Gregor Gysi als heimlichen Kritiker der SED-Diktatur dar. Innerlich eigentlich auf der Seite der von ihm verteidigten Regimegegner („Havemann habe ich respektiert und geschätzt, Bahro mochte ich und mag ich“), habe er bisweilen „zwischen den Stühlen“ gesessen. So beschreibt er seine Rolle im Prozess gegen Robert Havemann, dem Gysi 1979 als Pflichtverteidiger beigeordnet worden war. Für diese These hat er Unterstützer, die als Beleg auch Gysis Doktorarbeit „Zur Vervollkommnung des sozialistischen Rechts im Rechtsverwirklichungsprozess“ anführen, die er im August 1975 bei der Berliner Humboldt-Universität (HU) einreichte und im folgenden Januar verteidigte. Gysi habe darin Missstände bereits angeprangert, als andere noch geschwiegen hätten. Aufmüpfig, mutig, prinzipienfest.

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