„Überschuss“ an Migranten : Dominikanische Republik schiebt 11.000 Haitianer ab
Die Regierung Haitis hat die Abschiebung zahlreicher haitianischer Einwanderer aus der Dominikanischen Republik als „unmoralischen und repressiven Akt“ bezeichnet. Wie die Zeitung „Listin Diario“ am Dienstag (Ortszeit) berichtete, waren in der vergangenen Woche fast 11.000 Haitianer in ihr verarmtes und von Bandengewalt erschüttertes Heimatland abgeschoben worden. Gandy Thomas, der Vertreter der haitianischen Regierung bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), bezeichnete die Abschiebepolitik des Nachbarstaates als eine diskriminierende Kampagne gegen Haitianer „aufgrund ihrer Nationalität und ihrer Hautfarbe“.
Die katastrophale humanitäre Lage in Haiti bringt immer mehr Bewohner dazu, ins Ausland zu fliehen. Erst in der vergangenen Woche wurden bei einem Bandenüberfall auf den kleinen Ort Pont-Sondé mindestens 70 Menschen getötet, darunter etwa zehn Frauen und drei Kinder. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf teilte mit, Bandenmitglieder hätten mit automatischen Gewehren auf die menschen geschossen. Viele weitere Personen seien schwer verletzt, Häuser und Fahrzeuge in Brand gesetzt worden. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR beantragten 2023 rund 350.000 Haitianer im Ausland Asyl, davon 2300 in der benachbarten Dominikanischen Republik. Diese ist für ihre ablehnende Haltung gegenüber haitianischen Flüchtlingen bekannt.
Die Regierung unter Präsident Luis Abinader hatte zuvor angekündigt, sie wolle wegen eines „Überschusses“ an Migranten mindestens 10.000 Haitianer pro Woche abschieben. Der haitianische Regierungsvertreter gab seine Erklärung auf einer außerordentlichen Sitzung der OAS ab, in der über die massive Abschiebung von Haitianern ohne Aufenthaltsbewilligungen diskutiert wurde.