Terror in Großbritannien :
Behörden war der Kindermörder von Southport bekannt

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Polizisten sperren im Juli 2024 den Tatort in Southport ab.
Nach dem Geständnis des mutmaßlichen Messer-Mörders von Southport wird Behördenversagen offenbar. Diese hatten sich mehrmals gegen eine Aufnahme des Mannes in ein Antiterror-Programm entschieden.
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Die britischen Behörden hatten den Mörder von Southport, der im vergangenen Juli drei kleine Mädchen mit einem Messer tötete, in den Jahren zuvor mehrfach als jugendlichen Gewalttäter im Visier. Das hat Premierminister Keir Starmer am Dienstag eingestanden. Staatliche Institutionen hätten versagt in einer Weise, die jeden Rahmen sprenge, auch wenn die Verantwortung für die Bluttat, bei der Axel Rudakubana außerdem acht weitere Mädchen und zwei Erwachsene niederstach und verletzte, allein bei dem Täter liege.

Starmer sagte weiter, nachdem der Angeklagte sich gestern zu Beginn seines Strafprozesses in allen Punkten schuldig bekannt hatte, auch in den Anklagen des Besitzes terroristischer Schriften und der Herstellung von Rizin, sei sichergestellt, dass das Strafverfahren gegen ihn nicht mehr scheitern könne. Daher sei nun der Moment gekommen, den Fall öffentlich aufzuarbeiten.

Drei Mal wurde Rudakubana als Jugendlicher den Sicherheitskräften eines staatlichen Anti-Terrorprogramms namens „Prevent“ (Verhindern) gemeldet, jedes Mal sei dort entschieden worden, dass er nicht den Kriterien für ein Einschreiten genüge. Diese Beurteilungen seien „deutlich falsch“ gewesen sagte Starmer. Die Regierung habe schon damit begonnen, ihre bestehenden Antiterrormaßnahmen zu überprüfen. Es müsse auch gefragt werden, wie Kinder besser vor Gewalt geschützt werden könnten, die online frei verfügbar sei. Das Terrorhandbuch von Al Qaida, welches der Täter im Internet fand, solle nicht „mit ein paar Klicks verfügbar“ sein. Falls Gesetze geändert werden müssten, „werden wir das tun, und zwar schnell“, kündigte Starmer an.

Auf „indidualisierte extreme Gewalt“ einstellen

Das Gesicht des Terrors habe sich gewandelt, fuhr der Premierminister fort. Während weiter eine Gefahr von gut organisierten Gruppen mit klaren politischen Zielen ausgehe, gebe es mittlerweile auch „extreme Gewaltakte, die von Einzelgängern begangen werden, von Außenseitern, jungen Männern in ihren Kinderzimmern, die alles mögliche Zeug online ansehen, verzweifelt nach Beachtung streben, manchmal inspiriert von traditionellen Terrorgruppen, aber jedenfalls fixiert auf diese extreme Gewalt um ihrer selbst willen“.

Will Konsequenzen aus der Bluttat ziehen: Der britische Premierminister Keir Starmer am Dienstag in London
Will Konsequenzen aus der Bluttat ziehen: Der britische Premierminister Keir Starmer am Dienstag in LondonReuters

Die von Starmer angekündigte unabhängige Untersuchungskommission soll nicht nur die Versäumnisse im Fall Rudakubana aufklären, sondern auch Empfehlungen geben, wie mit der neuen Form „individualisierter extremer Gewalt“ umzugehen sei, gab der Premierminister an. Er verteidigte den Umstand, dass die jetzt offenbarten Erkenntnisse über den Täter nicht früher öffentlich gemacht wurden mit dem Argument, die Regierung habe den Erfolg des Strafverfahrens dadurch nicht gefährden wollen. Stimmen aus der konservativen Opposition verlangten am Dienstag, auch das lange Schweigen der Regierung müsse Gegenstand der Untersuchungen sein.

Der Anführer der rechtspopulistischen Partei Reform UK, Nigel Farage, äußerte die Vermutung, die Unruhen in vielen Städten Englands im vergangenen Sommer hätten vermieden werden können, wenn Details über den Täter früher bekannt gemacht worden wären. Die gewalttätigen Proteste waren ausgebrochen, nachdem vor allem in sozialen Medien Falschmeldungen über Motive und Identität des Bluttäters verbreitet worden waren.

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