FAZ+Russland nach Nawalnyjs Tod :
„Lassen Sie mich endlich meinen Sohn sehen“

Lesezeit: 5 Min.
Vor dem „Polarwolf“: Alexej Nawalnyjs Mutter Ljudmila appelliert in einem Video an Russlands Präsident
Nach dem Tod Alexej Nawalnyjs fordert dessen Mutter Putin auf, eine würdevolle Bestattung zu ermöglichen. Auch das Schicksal anderer inhaftierter Oppositioneller gerät in den Blick.
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Ganz in Schwarz gekleidet und die Augen hinter dunklen Brillengläsern verborgen, steht Alexej Nawalnyjs Mutter vor einem Zaun mit Stacheldraht. Hinter Ljudmila Nawalnaja sieht man das „Polarwolf“ genannte Straflager gut 1900 Kilometer nordöstlich von Moskau, in dem ihr Sohn nach offiziellen Angaben am Freitag aus bislang unbekannten Gründen gestorben ist. „Den fünften Tag kann ich ihn nicht sehen, sein Leichnam wird mir nicht herausgegeben. Mir wird nicht einmal gesagt, wo er sich befindet“, sagt die Mutter in dem am Dienstag veröffentlichten Video. „Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin“, sagt sie ohne Nennung des Präsidententitels. „Die Lösung der Frage hängt nur von Ihnen ab. Lassen Sie mich endlich meinen Sohn sehen. Ich fordere, unverzüglich Alexejs Leiche herauszugeben, damit ich ihn auf menschliche Weise begraben kann.“ Dann zeigt die Kamera die Kuppel einer Kirche auf dem Gelände des Straflagers, wohl um den Worten der Mutter Nachdruck zu verleihen. Nawalnyj selbst war gläubig; Putin hat die Russische Orthodoxe Kirche zu einer Säule seiner Herrschaft gemacht.

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