Neuer Innenminister :
Sarkozys Mann für Macron

Von Michaela Wiegel, Paris
Lesezeit: 2 Min.
Der Neue: Innenminister Gérald Darmanin
Frankreichs Innenminister unterhält enge Verbindungen zum ehemaligen Präsidenten. Im neuen Amt warten auf Gérald Darmanin Frankreichs Polizisten, die sich im Stich gelassen fühlen.
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Als Enkel eines Einwanderers sei es ihm eine „große Ehre“, Innenminister „unseres schönen Landes“ zu werden, hat Gérald Darmanin nach seiner Nominierung gesagt. Das 37 Jahre alte Nachwuchstalent aus der bürgerlichen Rechten tritt damit vollends in die Fußstapfen seines Mentors Nicolas Sarkozy. Der frühere Präsident blickt auf den Mann aus Nordfrankreich wie auf einen vierten Sohn, auf den er besonders stolz ist.

Schon bei der Ernennung Darmanins 2017 zum Haushaltsminister scherzte Sarkozy, ihn ärgere nur, dass der „liebe Gérald“ jünger in das Finanzministerium eingezogen sei als er. Im Innenministerium bewegt sich Darmanin auf Pfaden, die sein Ziehvater besser als die meisten Politiker kennt. Sein Rat wird auch nötig sein, denn die Polizei fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Polizisten haben schon gegen die Rassismusvorwürfe demonstriert. Zugleich schwillt besonders in der Banlieue-Jugend der Protest gegen Polizeigewalt und diskriminierende Praktiken wie „racial profiling“ an.

Darmanin stammt aus einer algerischen Familie, die im Algerienkrieg Partei für Frankreich ergriff. Sein Großvater diente in der französischen Armee, schloss sich im Zweiten Weltkrieg der Résistance an und musste als „Harki“ nach der Unabhängigkeit um sein Leben fürchten. In Nordfrankreich, in der Textilindustriestadt Tourcoing, fand die Familie eine neue Heimat. Darmanins Mutter Annie, die als Haushaltshilfe arbeitete, heiratete einen französischen Barkeeper mit maltesischen Wurzeln.

Bewegte politische Vergangenheit

Auf seine einfache Herkunft blickt Darmanin mit gewissem Stolz. Sein politisches Talent wurde vom damaligen Europaabgeordneten Jacques Toubon entdeckt. 2012 zog Darmanin in die Nationalversammlung ein, 2014 eroberte er das Rathaus seiner Heimatstadt. Bei den Vorwahlen der Republikaner (LR) stand er dem Kandidaten Sarkozy als Kampagnensprecher zur Seite. Nach dessen Niederlage schloss er sich dem Präsidentschaftskandidaten François Fillon an. Als gegen diesen ein Strafverfahren eröffnet wurde, wandte er sich ab und lief zu Emmanuel Macron über. Inzwischen ist er der Regierungspartei La République en marche beigetreten.

Bei den Kommunalwahlen im März erhielt er in Tourcoing mehr als 60 Prozent der Stimmen. Doch ins Rathaus wird der kinderlose, geschiedene Politiker nicht zurückkehren. Als Innenminister wartet viel Arbeit auf ihn. Gleich am Dienstag konnte er sich Innenminister Horst Seehofer beim informellen EU-Innenministerrat vorstellen. Seine Konzentration stören könnte ein Berufungsverfahren, das eine 46 Jahre alte Klägerin wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung gegen ihn angestrengt hat. In erster Instanz war das Verfahren 2018 eingestellt worden, doch jetzt hat das Berufungsgericht neue Ermittlungen angeordnet.

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