FAZ+Serie „Einig Vaterland?“ (26) :
Ausgeträumt

Gastbeitrag
Von Werner Plumpe
Lesezeit: 13 Min.
Wirtschaftswunderland: Fahrzeuge von Opel und BMW am Hauptbahnhof Frankfurt am Main (undatiert, Mitte der Sechzigerjahre)
Ähnlich wie im letzten Jahrzehnt der DDR-Wirtschaft öffnet sich derzeit eine Schere zwischen steigenden Staatsausgaben und sinkender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Ein Blick zurück – in die Zukunft?
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Die wirtschaftliche Lage der Bundesrepublik Deutschland ist schwierig. Eine vergleichbare Situation hat es in der gesamten Nachkriegszeit zumindest in Westdeutschland nicht gegeben. Zwar waren die glücklichen Jahre des Wirtschaftswunders mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent seit den späten Sechzigerjahren vorbei und der Traum vom „immerwährenden Wachstum“ ausgeträumt. Wirtschaftskrisen und Strukturwandel wurden zu ständigen Begleitern der Politik. Doch die Produktivität nahm weiterhin rascher zu als die Wirtschaft insgesamt, die Verteilungsspielräume wurden damit trotz aller Probleme größer, und der Massenwohlstand nahm bei zurückgehenden Arbeitszeiten und steigenden Einkommen weiter zu. Als die Bundesrepublik 1989/90 die DDR wirtschaftlich „übernahm“, tat sie dies aus einer Position der Stärke. Im Systemwettbewerb hatte sich das westdeutsche Modell der Sozialen Marktwirtschaft gegen den realen Sozialismus der DDR grandios durchgesetzt.

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