Hubschrauber beschossen? : Verteidigungsminister schweigt zu Vorfall in der Ostsee
Das Verteidigungsministerium möchte weiterhin keine genauen Auskünfte zu einem Vorfall zwischen einem russischen Kriegsschiff und einem Hubschrauber der Marine in der Ostsee geben. Nach übereinstimmenden Medienberichten hatte sich ein Bordhubschrauber der Fregatte „Nordrhein-Westfalen“ Ende November südöstlich von der dänischen Insel Bornholm auf einem Aufklärungsflug einem russischen Kriegsschiffs genähert. Von diesem aus sei dann Signal- oder Leuchtmunition verschossen worden.
In Medienberichten hieß es vereinzelt, es sei dabei „auf den Bundeswehrhubschrauber“ geschossen worden. Aus informierten Kreisen in Berlin hieß es dementgegen, der Hubschrauber sei gut zwei Kilometer von dem russischen Schiff entfernt geflogen und die vermutlich verschossene Signalmunition habe gar nicht die Reichweite, um dem Luftfahrzeug gefährlich zu werden. Sie werde üblicherweise in einer Notsituation verschossen, um die Lokalisierung zu erleichtern.
Gleichwohl wurde der Vorfall bei der Marine vermerkt. Die Nachricht erreichte zunächst zwar nicht den Bundestag, wohl aber Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die den Vorfall neben anderen in der Ostsee bei einem Termin am Mittwoch in Brüssel erwähnt hatte. Sie hatte darauf verwiesen, dass in der Ostsee Frachtschiffe unterwegs seien, die an der Umgehung von Sanktionen beteiligt sind und unter anderem Öl transportieren. Unklar ist, ob das russische Kriegsschiff einen solchen Transport begleitete.
Klar hingegen ist, dass beide Seiten – Russland und Staaten der NATO – einander bei jeglichen Aktivitäten in der Ostsee beobachten und es dabei zu Regelverletzungen kommt, wenn etwa aus Russland kommende Frachter ohne die international zur Unfallverhütung üblichen Standortsender fahren.
Es mehren sich zudem Berichte über russische Sabotageaktivitäten. So waren im November Schäden an zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee aufgetreten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums hatte am Mittwoch gesagt, es könne „immer mal Regelverstöße geben“, es komme dann darauf an, dass die deutsche Marine oder die Luftwaffe besonnen reagierten und deeskalierten. „Da können Sie darauf vertrauen.“ Zu dem Fall wolle er nichts sagen.