FAZ+Johannes Volkmann :
„In der Ära Angela Merkel haben wir Fehler gemacht“

Lesezeit: 7 Min.
Christdemokrat aus Überzeugung: Johannes Volkmann bei seiner Rede auf dem CDU-Bundesparteitag. Dort wurde er als Beisitzer in den Bundesvorstand der Partei gewählt.
Johannes Volkmann, 27 Jahre alter Enkel von Helmut Kohl, sitzt seit wenigen Tagen im CDU-Bundesvorstand. Im Interview äußert er sich über die Ära Merkel, Schwarz-Grün und den von ihm bevorzugten Koalitionspartner.
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Die Delegierten des CDU-Bundesparteitages haben Sie als Beisitzer in den Bundesvorstand gewählt. Verdanken Sie das vor allem der Tatsache, dass Sie ein Enkel des früheren Bundeskanzlers und Parteipatriarchen Helmut Kohl sind?

Die Delegierten wählen Personen, keine Verwandtschaftsverhältnisse. Man muss zur Person überzeugen.

Lassen Sie uns aber noch einen Moment dabei bleiben: Sie sind 1996 zur Welt gekommen. Damals war Helmut Kohl 66 Jahre alt und Bundeskanzler. War er für Sie ein normaler Großvater?

Ja, aus meiner Wahrnehmung als Kind war er das.

An welches Erlebnis mit Ihrem Großvater erinnern Sie sich?

Es gibt viele sehr schöne, persönliche Erlebnisse mit ihm. Aber über die möchte ich nicht öffentlich sprechen.

Das Verhältnis zwischen den beiden Söhnen Ihres Großvaters auf der einen und seiner zweiten Frau auf der anderen Seite ist zerrüttet. Wo stehen Sie in diesem Konflikt?

Alles, was dazu gesagt werden muss, hat mein Vater für unsere Familie öffentlich erklärt.

Ihre Eltern haben Ihnen den Nachnamen Ihrer Mutter gegeben. Finden Sie diese Entscheidung richtig?

Ja, das ist mein Name, mit dem ich aufgewachsen und glücklich bin.

Aber in der Politik wissen die meisten, dass Sie „der Enkel vom Kohl“ sind, oder?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin vielleicht auch der Enkel von Helmut Kohl, aber vor allem bin ich Johannes Volkmann, ein Christdemokrat aus Hessen.

Bei dem Parteitag sind die historischen Leistungen Kohls noch einmal gewürdigt worden. Ist Ihr Großvater Ihr politisches Vorbild?

Viele seiner politischen Werte sind heute so wichtig wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Allen voran sein Bekenntnis zu einem geeinten Europa und einem wehrhaften Westen gegenüber dem russischen Imperialismus, den wir derzeit erleben.

Sie sind Büroleiter des Gießener Europaabgeordneten Sven Simon und streben bei der Bundestagswahl im Lahn-Dill-Kreis das Direktmandat an. Wäre es da nicht besser, erst einmal außerhalb der Politik berufliche Erfahrungen zu sammeln?

Ich bin Europäer mit ganzem Herzen. Ich empfinde es als Privileg, dass ich mich seit mittlerweile vier Jahren im Büro von Sven Simon unmittelbar für die Europäische Union engagieren kann.

Meinen Sie nicht, dass mancher Wähler sich einen Politiker wünscht, der „das richtige Leben“ kennt?

Die Prämisse ihrer Frage geht davon aus, dass Erfahrungen in der europäischen Gesetzgebung oder in der Kommunalpolitik keinen Mehrwert für Wähler bieten. Ich gehe aus Überzeugung in die Politik und verzichte auf andere Möglichkeiten. Nach meinem Studienabschluss in Oxford hatte ich die Möglichkeit in die Privatwirtschaft zu gehen, wie es meine Kommilitonen tun. Aber ich habe mich bewusst für die Politik entschieden, weil ich glaube, dort meine Talente am besten einbringen zu können.

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