So isst Politik :
Die Baklava des Bundespräsidenten

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Im „Tako Mako“: Frank-Walter Steinmeier und Stevo Pendarovski, Präsident von Nordmazedonien
Wo Politik ist, wird auch gegessen. Unsere Autorin probiert alles durch. Diesmal geht es nach Skopje: In der nordmazedonischen Hauptstadt hat Frank-Walter Steinmeier mal Baklava gegessen – und bleibenden Eindruck hinterlassen.
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Einmal aß der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Baklava in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje. Dieses winzige Weltereignis hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Vielleicht beim Bundespräsidenten. Mit Sicherheit aber in Skopje. Das kann erfahren, wer in diesem Juli durch das alte Marktviertel jener erstaunlichen Stadt flaniert, die auch als Kitschhauptstadt der Welt gilt, weil weite Teile des Zentrums erst vor wenigen Jahren in einem die Architektur vergangener Jahrhunderte unfreiwillig karikierenden Stil neu erbaut wurden, wie Rom als Disneyland. Doch das Marktviertel ist wirklich alt, schon im 12. Jahrhundert betrieb man hier Handel. Nicht ganz so alt, vielmehr recht jung ist das Café „Tako Mako“.

Viel spricht dafür, daran vorbeizulaufen. Für deutsche Augen sieht es wenig urtümlich aus: Der Name wird eingerahmt von Coca-Cola-Logos, und durchs Fenster blickt man in eine Neosteinhöhle mit Kunstlederbänken im Chesterfieldstil. Doch der Balkan schert sich nicht darum, wie Deutsche sich den Balkan vorstellen.

Er erzählt stolz von Steinmeier

Fakt ist: Im „Tako Mako“ gibt es Baklava, mit Walnussfüllung, zuckersüß. Darauf weist der Bruder des Inhabers Passanten hin, die stehen bleiben, weil sie in ein benachbartes Schaufenster gucken und dabei Deutsch reden. Auch der Bruder hat einen Laden hier, er verkauft Edelsteine und Schmuck. Aber dass er die deutschen Besucher anspricht, bedeutet nicht, dass er ihnen Edelsteine verkaufen will. Vielmehr erzählt er stolz von Steinmeier.

Im „Tako Mako“: Spezialität des Hauses
Im „Tako Mako“: Spezialität des HausesFriederike Haupt

Dass der hier war. Im Café des Bruders! Beweise? Gern. Er holt sein Handy raus, zeigt Fotos: Steinmeier auf der Straße vor dem „Tako Mako“, Steinmeier drinnen, am Tisch. Und wirklich, es ist verbrieft: Am Mittwoch, dem 30. November 2022, betrat der deutsche Bundespräsident im Rahmen eines Staatsbesuchs zusammen mit dem nordmazedonischen Präsidenten jenes Café und nahm dort Tee wie auch Blätterteiggebäck ein.

Eine Ehre, findet der Edelsteinbruder. Der Bundespräsident sei ein guter Mann, Deutschland ein gutes Land. Es klingt, als liege der Glanz dieses Mannes, dieses Landes wie ein Segen über dem „Tako Mako“. Also hinein: Wie schmeckt dieses von allerhöchster deutscher Stelle genossene Gebäck?

Tatsächlich zeigt sich, dass der Laden zwar nicht mit ausgestelltem Kunsthandwerk auf altmodisch tut, doch an viel entscheidenderer Stelle der Tradition verpflichtet ist: Ein riesiges Baklava-Tablett steht bereit. Der Verkäufer lüpft den Deckel und gibt den Blick frei auf honigglänzende Rauten. Der dünne Teig ist satt getränkt, dazu die bittersüßen Nüsse, der heiße Tee. In der Tat: köstlich. Wer immer das „Tako Mako“ aufs Programm des Bundespräsidenten gesetzt hat: Er versteht etwas von Teediplomatie. Dieser Imbiss macht friedlich und froh.

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