Kaeser gegen Sattelberger : Flach und flacher

Der ehemalige Siemenschef Joe Kaeser twittert über seine Flugzeugerfahrung mit Politikern – und muss umgehend derbe Kritik einstecken.
Wer kennt das nicht: Man sitzt im Zug oder im Flugzeug und wird unfreiwillig Zeuge des Dialogs seiner Sitznachbarn. Normalerweise heißt das: Ohren auf Durchzug und abhaken. Doch Joe Kaeser ist es jetzt zu viel geworden. Er machte seinem Ärger über den Akustiksmog am Donnerstagabend auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter Luft. Der ehemalige Vorstandschef des Industriekonzerns Siemens lauschte im Flieger nach München einem Gespräch von Bundestagsabgeordneten, die sich hörbar auf das Wochenende freuten – „und nebenbei Internas über den Gang hinweg austauschen. Einige mit CSU-Bändchen. Einer von der FDP, der früher flache Kolumnen in Boulevardmagazinen geschrieben hat“, schrieb Kaeser.
Der Manager, der immer noch den Aufsichtsräten von Siemens Energy und Daimler Truck Holding vorsitzt, fuhr fort: „Rechne gerade so ungefähr aus, wie viele davon ich mit meiner Einkommensteuer finanziere . . . Weiß nicht, ob dieses Geld nicht besser ausgegeben werden könnte. Für höhere Bezüge von Pflegekräften, Polizist*innen . . . und viele Menschen, die täglich WIRKLICH für die Bürger da sind.“
Direkt angesprochen fühlte sich Thomas Sattelberger, früherer Personalchef mehrerer Dax-Konzerne und FDP-Politiker, der vor den Toren Münchens wohnt. „Was flacher war, Ihre Verbeugung vor Trump und Putin oder meine Essays im ManagerMagazin, mögen andere beurteilen. Aber ich verbitte mir die ehrenrührige Behauptung, ich hätte Internas ausgetauscht. Das mögen die CSU’ler gemacht haben, ich saß schweigend auf meinem Sitz“, kam die prompte Retoure. Das Duell der Alphamännchen mit doppelt falschem Plural provozierte Tausende Reaktionen im Netz.
Eigentlich, heißt es aus seinem Umfeld, sei er milder geworden, seitdem er nicht mehr an vorderster Siemens-Front steht. Es war geradezu Ruhe eingekehrt um Josef Kaeser. Bis der Flug nach München kam.