Kommentar : Die neue Maut
Das neue Maut-Modell ist genauso ausländerfeindlich wie das alte. Die EU-Kommission zeigt sich trotzdem zufrieden. Dobrindts Verdienst ist das nicht.
Bester Laune bewegt sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt derzeit durch Berlin. Im zweiten Anlauf scheint sein heikelster Plan, die Einführung einer Pkw-Maut, doch noch aufzugehen - selbst wenn die Opposition weiter schimpft, der Koalitionspartner SPD zweifelt und einige CDU-Länderpolitiker nachkarten und Ausnahmen für Grenzregionen verlangen.
Denn der Widerstand der EU-Kommission ist gebrochen. In der Wertschätzung seines CSU-Schutzherrn Horst Seehofer dürfte Dobrindt dadurch beträchtlich gewinnen. Dabei verdankt er das überraschende Einlenken der EU weniger dem eigenen Verhandlungsgeschick als der Taktik von Kommissionschef Jean-Claude Juncker, der sich in schweren europäischen Zeiten mit Deutschland und der Kanzlerin wegen der Maut nicht ernsthaft zerstreiten wollte.
Im Grunde lässt sich der Idee einer Wegefinanzierung durch die Nutzer auch viel abgewinnen. Doch diese neue deutsche Pkw-Maut ist genauso ausländerfeindlich wie die alte. Dobrindts Nachbesserungen entlasten Inländer mit abgasarmen Autos sogar zusätzlich. Formal ist dies kurioserweise das Argument, das Brüssel die Zustimmung erlaubt. Es ist eine verkehrte Verkehrswelt.