Chinesische KI : So reagiert die Bundesregierung auf Deepseek
Bundesdigitalminister Volker Wissing sieht in dem überraschenden Erfolg von Deepseek eine Chance für den deutschen KI-Standort. Deutschland stehe in diesem Bereich sehr gut da, sagte Wissing am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. KI aus Deutschland sei auch ebenso leistungsfähig wie die ausländische Konkurrenz, versicherte der inzwischen parteilose Politiker. „Wir haben sehr viel in Forschung und Entwicklung investiert, jetzt müssen wir auch die Umsetzung hinbekommen. Wir tun das beispielsweise mit der ,Mission KI' durch die Errichtung von KI-Zentren bundesweit, mit denen wir helfen, KI schnell in den Markt zu bringen.“
Ein solches KI-Zentrum, konkret einen Ableger des Innovations- und Qualitätszentrum (IQZ) für künstliche Intelligenz, hat Wissing am Dienstag in Berlin eröffnet. Dort geht es in erster Linie darum, die Vorzüge der KI den Nutzern näher zu bringen – über einen „interaktiven Erlebnisraum“ im Deutschen Technikmuseum. Das IQZ ist Teil der Initiative „Mission KI“, mit der die Bundesregierung den Einsatz von KI in Deutschland voranbringen will.
SAP: Europa muss sich nicht verstecken
Ein erstes Zentrum hat Wissing im Juli am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern eröffnet. Dort liegt ein besonderer Fokus auf der Entwicklung von Prüfverfahren für KI-Anwendungen, um Unternehmen bei der Einführung von KI-Diensten zu unterstützen. Für die Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung im Zeitraum 2018 bis 2025 wurden bisher insgesamt 3,5 Milliarden Euro für insgesamt 152 Vorhaben an Mitteln zur Verfügung gestellt, wie ein Sprecher des Bundesdigialministeriums auf Anfrage mitteilte. Dieser Betrag sei zusätzlich zum regulären Haushalt der jeweiligen Ressorts zu verstehen. In der Bundesregierung verteilt sich die Förderung auf mehrere Häuser.
Nach Auffassung von Wissing zeige der Deepseek-Erfolg, dass es nicht immer darum gehe, möglichst hohe Summen zu investieren. Allerdings brauche auch Deutschland wesentlich mehr Risikokapital, um der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Wissing plädierte im Deutschlandfunk dafür, das Steuerrecht stärker auf Risikokapital auszurichten. Dort solle in der Finanzpolitik künftig ein Schwerpunkt gesetzt werden. „Es geht nicht nur darum zu schauen, wo man wen entlasten kann. Ebenso wichtig ist es, Risikokapital zu mobilisieren“, betonte Wissing.
Auch die deutsche Wirtschaft zeigt sich beeindruckt vom chinesischen Start-up. „Deepseek zeigt, wie unheimlich mobil und überraschungsreich das Thema KI noch sein wird“, sagte der neue Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, am Dienstag in Berlin. „Wenn das so stimmt, dann ist das tatsächlich eine große Nachricht“, kommentierte er die deutlich geringere Rechenleistung, die das Unternehmen für sein Modell benötigt. Dass kein deutsches Unternehmen diese Technik entwickelt hat, bedauerte Leibinger nicht. Deutschland solle sich besser auf die KI-Themen konzentrieren, in denen es um die Anwendung gehe. Chancen sieht Leibinger vor allem in der Robotik und der Automatisierungstechnik in der Industrie.
SAP-Chef Christian Klein bezeichnete die Leistungsfähigkeit von Deepseek als „großartig“. Aber Europa müsse sich nicht verstecken. So biete die französische Firma Mistral eine sehr gute KI an, allerdings nicht so günstig wie Deepseek. Das chinesische Start-up bezifferte die Kosten für das Training ihrer KI auf weniger als sechs Millionen Dollar. Für westliche Konkurrenten wie ChatGPT dürften jeweils mehr als 100 Millionen Dollar ausgegeben worden sein.