Finanzminister-Rücktritt :
Johnsons Wette

Philip Plickert
Ein Kommentar von Philip Plickert
Lesezeit: 1 Min.
Sajid Javid
Mit dem Rücktritt von Sajid Javid hat in London niemand gerechnet. Die Personalie sagt aber weniger über die Arbeit Javids, als über die Macht einer anderen Person in Westminster.
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Die Nachricht vom Rücktritt des Finanzministers Sajid Javid ist in London wie eine kleine Bombe eingeschlagen. Andere Neubesetzungen im Rahmen der Kabinettsumbildung, wie der Abgang der blassen Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom, sind dagegen zweitrangig.

Javid warf das Handtuch wegen fortgesetzter Konflikte mit Premierminister Boris Johnsons oberstem Berater Dominic Cummings, dem Mastermind der Brexit-Kampagnen. Dass Johnson sich auf dessen Seite stellte, macht deutlich, wie mächtig Cummings ist. Der irritierend Unkonventionelle, ein Tech-Freak mit gutem Gespür für die Stimmungen im Volk, scheut nicht den Frontalangriff auf Tory-, Beamten- und City-Establishment.

Mit dem neuen, jungen Finanzminister Rishi Sunak, einem politisch noch recht unerfahrenen Aufsteiger, könnte die britische Fiskalpolitik expansiver werden. Der nächste Haushaltsplan dürfte größere Budgetdefizite und höhere Ausgaben enthalten, was die Konjunktur kurzfristig anschiebt. In Reaktion auf Javids Rücktritt kletterte der Pfundkurs um fast ein Prozent. Doch Johnsons Cummings-Wette ist auch ein Risiko. Er darf es nicht überdrehen.

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