Zukunftsstudie :
Was die Jugend skeptisch stimmt

Von Markus Frühauf, München
Lesezeit: 3 Min.
Ein AfD-Wahlkplakat in einem Vorgarten in Briesen.
Junge Menschen zeigen sich in einer Studie der Schörghuber-Gruppe von der Politik enttäuscht. Konjunkturschwäche, Trump und Kriege sorgen für Verunsicherung.
Merken

Die Jugend ist im zurückliegenden Jahr skeptischer geworden. Von der Politik ist sie enttäuscht. Das geht aus einer Studie der Münchner Schörghuber-Gruppe hervor, die der F.A.Z. vorliegt. Demnach hat das vergangene Jahr in der Altersgruppe zwischen 16 und 35 Jahren Spuren hinterlassen. Vor einem Jahr hatten sich die Generation Z (16 bis 25 Jahre) und die Generation Y (26 bis 35 Jahre) trotz der Krisen rund um Pandemie, Ukrainekrieg und Klimawandel noch zuversichtlich gezeigt.

Auch weiterhin bleibt die Jugend optimistisch, blickt aber nun mit mehr Skepsis nach vorn. Als Gründe nennt die Studie, die von dem Kindheits- und Jugendforscher Klaus Hurrelmann unterstützt wurde, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die konjunkturelle Eintrübung, das Aus der Ampelkoalition in Berlin, die Wahlerfolge extremer Parteien in Ostdeutschland und Europa sowie die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Parteipolitische Interessen wichtiger als Wohl des Volkes

Erstmals wurden in der Zukunftsstudie, die von dem Meinungsforschungsinstitut Kantar unter 2000 jungen Menschen in Deutschland durchgeführt wurde, auch Fragen zur Politik gestellt. Fast zwei Drittel sind enttäuscht von den Politikern, die für das Scheitern der Ampelkoalition verantwortlich sind. Denn die junge Generation erwartet von der Bundesregierung, zum Wohl des Landes konstruktiv zusammenarbeiten zu können. Stattdessen ist die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass die Politiker ihre parteipolitischen Interessen über das Wohl des Volkes gestellt haben. Gleichwohl hält es ebenfalls die Hälfte für richtig, dass die drei Ampelparteien SPD, Grüne und FDP ihre Koalition beendet haben.

„Die Enttäuschung ist bei den jungen Leuten deshalb sehr groß, weil die drei Parteien der Ampelregierung bei der letzten Wahl von ihnen jeweils besonders stark gewählt wurden“, sagt Hurrelmann. Doch die Themen, für die sie diese drei Parteien gewählt hätten, seien nach Einschätzung der jungen Leute nicht effektiv bearbeitet worden. Die Studie wertet dies mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar als Warnsignal an die Parteien, weil mittelfristig ein tiefer Vertrauensverlust gegenüber künftigen Regierungen droht.

Hohe Zustimmung zu AfD und BSW

Die starke Resonanz für die Parteien AfD und BSW in der jungen Generation deutet nach Ansicht von Hurrelmann darauf hin. Trotzdem verfolgen 59 Prozent der Befragten die Wahlerfolge dieser Parteien in Ostdeutschland mit Sorge, was die künftige Entwicklung in Deutschland betrifft. Mehr als jeder Dritte macht von den politischen Verhältnissen in einem Bundesland abhängig, ob er dort leben oder arbeiten möchte. Auffallend hoch ist mit 36 Prozent die Zustimmung zu der Frage, ob AfD oder BSW die Probleme in Deutschland am ehesten lösen können. Unter den Sechsundzwanzig- bis Fünfunddreißigjährigen fällt dieser Wert mit 40 Prozent höher aus als unter den Sechzehn- bis Fünfundzwanzigjährigen.

Für Verunsicherung sorgt zudem die Wiederwahl von Trump. Für 60 Prozent der Befragten gibt sein Erfolg Anlass, sich um die Stabilität in der Welt zu sorgen. Dass er für Entspannung in internationalen Konflikten sorgen wird, glauben hingegen nur 38 Prozent. Mehr als die Hälfte kritisiert, dass in den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten zu wenig an diplomatischen Lösungen gearbeitet werde. Weniger als ein Drittel fordert ein Eingreifen der NATO in der Ukraine.

Mehr Pragmatismus

Wirtschaftlich bereiten der Jugend der Wohnungsmarkt und die schwache Konjunktur Sorgen. So erwarten 49 Prozent der Befragten eine weiterhin angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt. Angesichts der aktuellen konjunkturellen Entwicklung rechnet ebenfalls die Hälfte damit, dass es in Zukunft für Berufseinsteiger schwerer wird, eine Stelle zu finden. Sogar mehr als ein Viertel sieht sich selbst davon betroffen und gibt an, den Arbeitsplatz verloren zu haben. Fast ein Drittel zeigt sich bezüglich einer Erholung in naher Zukunft zuversichtlich. Dass Arbeit Spaß machen sollte, dem stimmen 77 Prozent zu. Im Vorjahr waren es noch 86 Prozent. Die Autoren der Studie führen diesen Rückgang auf die unsicheren Zukunftsaussichten zurück, weshalb die jungen Generationen eine abwägende und damit pragmatischere Haltung für angebracht halten.

Ebenfalls pragmatisch gehen 38 Prozent ihr Konsumverhalten an, das sie für den Umweltschutz nur teilweise ändern wollen. Dagegen wollen 44 Prozent ihren Konsum deutlich für dieses Ziel verändern. Mehr als jeder Dritte kann sich nicht vorstellen, auf das eigene Auto zu verzichten. Knapp jeder Dritte kann sich nicht einmal das Fahren eines Elektroautos vorstellen. Darauf sind 15 Prozent schon umgestiegen. „In einer Welt, in der Flexibilität und Freiheit immer wichtiger werden, ist das Auto nach wie vor ein Symbol für Unabhängigkeit“, lautet die Einschätzung von Hurrelmann.

  翻译: