Globale Erwärmung : Welche Folgen Trumps Aufkündigung des Klimaabkommens haben kann
Kritik an der Entscheidung Donald Trumps, aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten, kam unter anderem aus Peking, und das Maß, in dem man diese Äußerung aus einem Land, in dem ansonsten vieles befremdet, als erleichternde Stimme der Vernunft empfand, zeigt, wie sehr sich die Verhältnisse gerade ändern. Der Klimawandel sei eine Herausforderung, der sich alle Länder gemeinsam stellen müssten, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.
Es war keine Überraschung, dass Trump Stunden nach seiner Amtseinführung erneut tat, was kein anderer Vertragsstaat des Völkerrechtsabkommens bislang getan hat. Er hatte es angekündigt, und doch blieb die vage Hoffnung, dass es nicht dazu kommt, dass sein Berater Elon Musk, der Elektroautohersteller, ihm zur Abwechslung etwas Vernünftiges eingeflüstert haben könnte.
Der Klimawandel ist für Trump einer der größten Schwindel unserer Zeit
Wenn das Dekret in einem Jahr in Kraft tritt, werden die USA weltweit der zweitstärkste CO2-Emittent sein. Die Vereinigten Staaten stehen dann Seite an Seite mit Iran, Libyen und dem Jemen als die einzigen Länder, die sich nicht den Zielen des Klimaabkommens verpflichten, das die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad beschränken will. Schon an seinem ersten Amtstag bestätigte US-Präsident Trump, der den Klimawandel gern „einen der größten Schwindel unserer Zeit“ nennt, dass mit ihm auch die Abkehr von der wissenschaftlichen Realität gewählt wurde. Es gibt schon Berechnungen, wie die zweite Präsidentschaft Trumps den Klimawandel wohl befeuern könnte: um etwa vier Gigatonnen CO2-Äquivalente bis 2030.
Das ist viel. In einem Jahr emittieren die EU und Japan gemeinsam genau so viele Treibhausgase. Wichtiger für die Zukunft des Planeten ist aber etwas anderes: Werden die Vereinigten Staaten jetzt zu einem die internationalen Klimaverhandlungen behindernden „Petrostate“, wie es Michael Mann voraussieht, jener US-Klimatologe, der mit der „Hockeyschläger-Kurve“ berühmt wurde, die den Temperaturverlauf des letzten Jahrtausends nachzeichnet? Er glaubt, dass die USA auf den kommenden Klimakonferenzen eine unselige Allianz mit Ländern wie Russland und Saudi-Arabien bilden werden, die die Abkehr von fossilen Energien blockieren und den Planeten auf den Weg von dramatischen drei, vier Grad Erwärmung bis 2100 bringen wird. Befürchtet wird auch, dass andere Länder das Abkommen nun ebenfalls infrage stellen.
Dem gegenüber steht eine Dynamik, die im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend werden könnte: Zunehmend zeigt sich, dass die Wirtschaft politische Maßgaben als Treiber des Umstiegs auf erneuerbare Energien ablöst. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht das auf dem Klimagipfel in Dubai vereinbarte Ziel, bis 2030 die Hälfte des weltweiten Strombedarfs aus regenerativen Energien zu decken, als erreichbar an. Oft schon hat sie den Fortschritt sogar unterschätzt. Weil Erneuerbare eine so günstige Option seien, würden sie sich schneller entwickeln, als nationale Regierungen Ziele setzen könnten, sagte der IEA-Direktor im Oktober. Eine wichtige Rolle wies die IEA China zu, das seine angekündigte Energiewende allerdings durchaus politisch steuert und das weltweit mehr als die Hälfte der Elektroautos und achtzig Prozent der Solarpaneele baut.
Was zählen Indigene angesichts von Fracking und Bergbau?
US-Experten bezweifeln darum auch, dass die Rückbesinnung auf das „flüssige Gold zu unseren Füßen“ (Trump) im eigenen Land den versprochenen Effekt hat und die Energieversorgung billiger macht. Dem Wirtschaftsstandort USA könnte sie im Gegenteil schaden. Auch dort schreitet die Energiewende fort, Wind- und Solarenergie sind günstiger als fossile Energien, und Unternehmen arbeiten daran, dass diese Entwicklung weitergeht. Der führende Standort für Erneuerbare ist der Ölstaat Texas.
Es wäre ein zweifelhaftes Glück, wenn die stärksten Auswirkungen von Trumps Lieblingsparole „Drill Baby, Drill“ solche auf amerikanische Ökosysteme wären. Er macht weiter, wo er vor vier Jahren aufgehört hat: Im Schutzgebiet Arctic National Wildlife Refuge in Alaska waren Öl- und Gasrechte versteigert worden, Fracking-Flächen verpachtet. Mancher Beschluss wurde von der Regierung Biden rückgängig gemacht, wie die Verkleinerung zweier Naturschutzgebiete in Utah. Diese will Trump nun wieder einholen und auf Tausenden Hektar Land, die indigenen Völkern heilig sind, Bergbau erlauben.