FAZ+Ökonom Volker Wieland :
„Erledigt ist das Thema Inflation noch nicht“

Lesezeit: 6 Min.
Volker Wieland von der Frankfurter Goethe-Universität
Mehr als zwei Jahre mit stark steigenden Preisen: Geldpolitik-Fachmann Volker Wieland spricht über die Belastung der Bevölkerung, Fehler der Europäischen Zentralbank – und wie es mit den Zinsen jetzt weitergeht.
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Professor Wieland, die Inflationsraten in Deutschland wie in der Eurozone insgesamt sind im Sinkflug. Wird es Zeit, das Problem Inflation für erledigt zu erklären?

Nein. Erledigt ist das Thema nicht. Aber natürlich ist es für uns alle erfreulich, dass die Inflation jetzt erst mal zurückgegangen ist.

Wieso könnte man diesem Rückgang misstrauen?

Ich würde dem Rückgang nicht misstrauen, er ist durch Daten belegt. Die Inflationsrate im Euroraum ist von mehr als 10 Prozent im Herbst 2022 auf zuletzt 2,8 Prozent gesunken, die in Deutsch­land auf 2,9 Prozent. Aber offen ist noch, wie nachhaltig dieser Rückgang ist und ob er womöglich nur temporär ist. Für diesen Rückgang spielen die Energiepreise eine zentrale Rolle, die mal in die eine und mal in die andere Richtung schwanken. Deshalb geben Messgrößen der Teuerung, die weniger abhängig von der Energie sind, ein besseres Bild, wie nachhaltig der Rückgang ist. Rechnet man die Energiepreise heraus, lag der Anstieg der Verbraucherpreise im Januar noch bei 3,8 Prozent. Und die Teuerung aller im Inland erzeugten Produkte und erbrachten Dienst­leistungen gemessen durch den BIP-Deflator betrug zuletzt im dritten Quartal 2023 noch mehr als 5 Prozent. Wenn man die Energiepreise oder Importpreise generell herausrechnet, war der Rückgang der Inflation also noch nicht so stark.

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