Öffnungen in Großbritannien :
Johnsons Wette

Oliver Georgi
Ein Kommentar von Oliver Georgi
Lesezeit: 1 Min.
Riskante Öffnungspolitik: britischer Premierminister Boris Johnson
In Großbritannien schießen die Infektionszahlen wieder in die Höhe – und trotzdem sind fast alle Corona-Maßnahmen gefallen. Das Risiko, das Boris Johnson damit eingeht, ist hoch.
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Es klingt paradox: In Großbritannien schießen die Infektionszahlen wegen Delta wieder in die Höhe, und der geimpfte Gesundheitsminister Sajid Javid ist an Covid erkrankt, weshalb sich jetzt auch Premierminister Boris Johnson in die Selbstisolation begeben hat. Trotzdem sollen von diesem Montag an fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben werden. Das Argument lautet: Die Impfquote ist hoch, die Hospitalisierungsrate niedrig, es wird also schon gehen.

Wirklich? Gerade Johnson, der selbst schwer an Covid erkrankt war, sollte wissen, dass ein schöner Sommer noch keinen schönen Herbst macht. Auch im vergangenen Jahr begriff er erst spät den Ernst der Lage, bis mit der schnell wachsenden Impfkampagne auch sein Ansehen als Krisenmanager stieg. Das droht er jetzt wieder zunichtezumachen. Denn eine „Durchseuchung“ in Kauf zu nehmen in der Hoffnung, dass die Älteren vor dem Virus geschützt und die Jüngeren nur wenig gefährdet sind, ist eine (zu) riskante Wette.

Bleibt es im Herbst dabei, dass die Infektionen zwar exponentiell steigen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle aber auf niedrigem Niveau verharren, hätte Johnson Recht behalten. Doch es droht anders zu kommen, weil bei horrenden Inzidenzen auch viele Jüngere schwer erkranken oder gar sterben können, ganz abgesehen von den Langzeitfolgen selbst milder Verläufe.

Am Ende könnte ein sorgloser Sommer einen hohen Preis haben – nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen Ländern.

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