Spanische Flutkatastrophe : Wer hätte Valencias Einwohner warnen können?
Schon vor vier Jahren hatte Spaniens Ministerium für ökologischen Wandel vor dem hohen Überschwemmungsrisiko für das aktuell am stärksten von den Fluten verwüstete Gebiet in der Provinz Valencia gewarnt. Zur Vorsorge sollte deswegen unter Ministerin Teresa Ribera ein Grünstreifen entstehen, der den saisonalen Wasserlauf „Rambla del Poyo“ mit dem Fluss Turia verbindet. Für knapp 100.000 Euro wurde das Projekt „Grüner Weg“ von dem Ministerium in Madrid ausgeschrieben. Doch bis heute ist kein Vertrag für die Arbeiten geschlossen.
Verantwortung weist Riberas Ministerium allerdings von sich. Die ihr unterstellte staatliche Agentur für Meteorologie hatte Valencias Regionalregierung schon am Dienstagmorgen eine Warnung wegen des starken Regenfalls geschickt. Bewohner der Region seien in „extremer Gefahr“, hieß es darin. Die Regionalregierung leitete den Bewohnern die Warnung aber erst gegen 20 Uhr als Textnachricht weiter. Als die valencianischen Behörden handelten, „war die Situation bereits erheblich eskaliert“, sagte ein Mitarbeiter Riberas.
Ribera ist in der spanischen Klimapolitik ein vertrautes Gesicht. Die 55 Jahre alte Juristin und dreifache Mutter stieg nach ihrer Tätigkeit als Professorin an der Autonomen Universität Madrid als Generaldirektorin des Spanischen Klimawandel-Büros ein. Danach wurde sie Staatssekretärin für Klimaschutz und später Mitglied in der Sozialistischen Partei des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez.
Klimaschutz in der EU-Kommission
Nationale und zum Teil auch internationale Bekanntheit erlangte Ribera als eine der Verantwortlichen für die UN-Klimakonferenz 2019 in Madrid. Diese musste in nur knapp fünf Wochen auf die Beine gestellt werden, nachdem Chile als Gastgeber die Konferenz kurzfristig abgesagt hatte. Als erste Umweltministerin Spaniens ist Ribera die maßgebliche Antreiberin der Neuausrichtung der spanischen Klima- und Energiepolitik.
Ribera begleitet Ministerpräsident Sánchez im Kabinett seit dessen Amtsantritt 2018, später wurde sie auch zu einer seiner Stellvertreterinnen und sitzt nun in dessen Krisenkomitee zur Flutkatastrophe. Ein Ende dieser Zusammenarbeit ist in Sicht: Denn Ribera ist Spaniens Kandidatin für die nächste EU-Kommission. Dort soll die Sozialdemokratin nicht nur eine Stellvertreterin von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden, sondern auch verantwortlich für klimarelevante Gesetzgebung.
Von der Leyen sprach nach der jüngsten Flutkatastrophe in Spanien von einer „dramatischen Realität“ des Klimawandels. „Wir müssen uns vorbereiten, damit umzugehen“, sagte die Kommissionspräsidentin. Ribera soll daran künftig an von der Leyens Seite arbeiten.