Karnevalsauftritt von Söder : Der Staatsmann als Karikatur

Mit seinem Auftritt als Bismarck wollte Söder sich selbst als eisernen Kanzler inszenieren. Unfreiwillig hat er aber etwas anderes gezeigt: Eindrucksvolle Politiker sind in Deutschland, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur in Verkleidung zu haben.
Was Markus Söder mit seinem Karnevalsauftritt als Otto von Bismarck bezweckt hat, lässt sich erahnen. Der bayerische Ministerpräsident, der sich in seiner Selbstinszenierung nur von der deutschen Außenministerin übertreffen lässt, wollte den Wählern mit einem Veitshöchheimer Grinsen zeigen, was für einen eisernen Kanzler sie in ihm haben könnten. Aber nicht nur, weil er erkennbar unter der Maske schwitzte, dürften die Wenigsten in ihm den Wiedergänger des großen Preußen erkannt haben. Söders Auftritt verwies vielmehr, unfreiwillig, auf eine Leerstelle: Einen Bismarck gibt es hierzulande nicht mehr; auch keinen Stresemann oder Adenauer. Eindrucksvolle Politiker sind in Deutschland, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur in Verkleidung zu haben, als Karikatur.
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