Nachrüstungsdebatte : Lorbeerkranz für die Blockierer

Die Nachrüstung haben sie nicht verhindert, die schließliche Abrüstung nicht herbeigeführt. Aber der Friedensbewegung der 1980er Jahre wird in diesem Buch ein Denkmal gesetzt, das sie so nicht verdient hat.
Am 1. September 1983 fanden sich Heinrich Böll, Erhard Eppler, Günter Grass, Petra Kelly, Oskar Lafontaine und weitere Prominente sowie viele andere Demonstranten auf der Zufahrtsstraße zum Depot der amerikanischen Armee in Mutlangen ein, um den Zutrittsweg zu blockieren. Zwar hatte die US-Army Vorsorge getroffen und die dort seit 1964 stationierten Pershing-IA-Raketen verlegt. Und die Polizei hielt sich, teilweise zur großen Enttäuschung der Blockierer, so sehr zurück, dass ihr die Zubilligung eines „Promi-Bonus“ unterstellt wurde. Die Anwesenheit von 25 Kamerateams und 150 Journalisten und die Errichtung einer bis heute in anderer Form fortexistierenden „Pressehütte“ zeigten, dass die Aktion gut geplant war. Ein Netzwerk aus Friedensbewegung und linksliberaler Presse bildete sich, das einen Symbolort schuf: die kleine schwäbische Gemeinde Mutlangen als gallisches Widerstandsnest gegen die Nachrüstung. Dem zivilen Ungehorsam in Mutlangen widmet der Historiker Richard Rohrmoser mehr als ein Asterix-Heft, nämlich eine ganze Dissertation.