CCS-Technologie :
Großbritannien will CO₂ unter der Nordsee speichern

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Flüssiges CO₂ wird von einem Schiff auf die Offshore-Plattform Nini West verladen und in das ausgeförderte Ölfeld eingespeist.
Großbritannien vergibt Hunderte Lizenzen zur Förderung von Gas und Öl in der Nordsee, um bei der Energieversorgung unabhängiger zu werden. Die Regierung kündigte außerdem an, CO₂ unterirdisch lagern zu wollen.
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Die britische Regierung will Hunderte neue Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen vor allem in der Nordsee vergeben. „Heute mehr als je zuvor ist es unerlässlich, dass wir unsere Energiesicherheit stärken“, erklärte Premierminister Rishi Sunak am Montag. Private Haushalte und Unternehmen in Großbritannien seien auf „günstigere und saubere Energie“ angewiesen. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 strebe das Land aber weiterhin an. 

Die Regierung kündigte zudem Pläne zur umstrittenen unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) in zwei Gebieten in Schottland und Nordengland an. Die ersten neuen Lizenzen sollen im Herbst vergeben werden. Die Pläne sind im Vorfeld der im nächsten Jahr erwarteten Parlamentswahl zu einem zentralen Streitthema in Großbritannien geworden.

Die Regierung unternehme Schritte, um den raschen Rückgang der heimischen Öl- und Gasproduktion zu verlangsamen, erklärte der Premier. „Wir sind alle Zeugen", wie der russische Präsident Wladimir Putin „Energie zur Waffe gemacht hat“. Putin habe die Lieferungen gestoppt und so das Wachstum in vielen Ländern abgewürgt.

50.000 neue Arbeitsplätze bis 2030

Der Zeitung „Sunday Telegraph“ hatte Sunak bereits gesagt: „Jeder vernünftige Mensch erkennt an, dass wir fossile Brennstoffe als Teil der Transformation zur Klimaneutralität brauchen.“ Ein Stopp der Förderung fossiler Brennstoffe würde „200.000 Jobs in etwa 30 Sektoren gefährden“ und dem Staat Steuergelder in zweistelliger Milliardenhöhe entziehen.

Großbritannien hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Kohlenstoffemissionen müssen dann durch Bindung des Kohlenstoffs an anderer Stelle ausgeglichen sein. Sunak erklärte am Montag, auch 2050 werde noch ein Viertel des Energiebedarfs des Landes durch Öl und Gas gedeckt werden. 

Die für den „Übergang der Nordsee“ zuständige Behörde (North Sea Transition Authority, NSTA) erklärte, die CO2-Bilanz der heimischen Erdgasproduktion betrage nur ein Viertel der von Flüssigerdgasimporten. Die NSTA bestätigte Pläne für zwei weitere Anlagen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid, zum einen das Projekt „Acorn“ im Nordosten Schottlands sowie „Viking“ in der englischen Region Humber. Zwei dieser Anlagen sind bereits im Bau. Bis 2030 sollen so bis zu 50.000 Arbeitsplätze gesichert werden. 

Eine Mehrheit der Briten (65 Prozent) macht sich Sorgen wegen der Folgen des Klimawandels. Persönliche Einschränkungen lehnen die meisten gleichzeitig aber ab. Der britische Wetterdienst warnte erst kürzlich, dass die Temperaturen des vergangenen Sommers von bis zu 40 Grad Celsius am Ende dieses Jahrhunderts als „kühl“ gelten würden.

Umweltorganisationen wie der WWF, National Trust oder Greenpeace haben bereits heftigen Widerstand gegen die Pläne Sunaks angekündigt. „Wir werden nicht zusehen, wie die Politik mit der Umwelt wie mit einem Fußball spielt.“ Gebraucht würden stattdessen „Mut und Führungskraft“. 

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