Wahljahr in Großbritannien : Sunaks Konservative verlieren zwei Nachwahlen
Die regierenden britischen Konservativen haben bei zwei Nachwahlen die entsprechenden Sitze im Unterhaus an die Labour-Opposition verloren. Im Wahlkreis Wellingborough wechselten fast 30 Prozent der Stimmen von den Konservativen zu der Labour-Partei.
Deren Parteichef, Keir Starmer, sagte, die Ergebnisse zeigten, dass Großbritannien „nach einem Wechsel ruft“. Die nächste allgemeine Unterhauswahl wird im Herbst erwartet, sie muss spätestens im Januar kommenden Jahres stattfinden. Labour forderte die konservative Regierung am Freitag auf, die Wahl möglichst bald anzusetzen.
Starmer sagte, die Wahlsiege seien auch ein Beleg dafür, dass die Wähler bereit seien, „ihr Vertrauen in eine gewandelte Labour-Partei zu setzen“.
Das Antisemitismus-Problem der Labour-Partei
In den vergangenen Tagen hatten Äußerungen zweier Labour-Kandidaten in anderen Wahlkreisen Zweifel geweckt, ob antisemitische Tendenzen in der Partei weiterhin existieren. Solche wurden unter dem früheren Labour-Chef Jeremy Corbyn nicht unterbunden. Starmer hingegen ist in den vergangenen zwei Jahren einschneidend gegen Antisemitismus vorgegangen.
Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte, die Niederlage seiner Partei sei „der sehr geringen Beteiligung“ an den Nachwahlen geschuldet, die in beiden Wahlkreisen bei weniger als 40 Prozent lag. Mit Blick auf das Abschneiden der Partei Reform UK warnte Sunak, jede Stimme, die nicht direkt den Konservativen zugutekomme, sei eine Stimme für Labour.
Reform erreichte bei beiden Nachwahlen mehr als 10 Prozent der abgegebenen Stimmen; im Wahlkreis Kingswood hätte die gemeinsame Stimmenanzahl von Reform UK und Konservativen höher gelegen als die der Labour-Partei. In der konservativ-populistischen Partei sind auch ehemalige Mitglieder von Nigel Farages Brexit-Partei aktiv.
Der frühere Wirtschaftsminister der Konservativen Jacob Rees-Mogg beteuerte am Freitag, die Position von Sunak in der Partei sei „stabil“. Rees-Mogg forderte mit Blick auf den relativen Erfolg von Reform UK den rechten Flügel der Konservativen auf, er müsse „wieder einig werden“.
In den vergangenen Monaten und Jahren schlossen sich vor allem neokonservativ und antieuropäisch orientierte Abgeordnete der Konservativen zu immer neuen innerparteilichen Zirkeln zusammen. Dabei übten sie häufig Kritik an der politischen Vorgehensweise Sunaks und anderer Regierungsmitglieder.