Argentinien vor der Wahl :
Tod eines Bürgerrechtlers setzt Regierung unter Druck

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Kerzen und Briefe erinnern an den verschwundenen Bürgerrechtler Santiago Maldonaldo, dessen Leiche am Freitag gefunden wurde.
Kurz vor der Parlamentswahl wendet sich die Stimmung vieler Bürger gegen Regierungschef Macri: Der gewaltsame Tod eines Aktivisten ruft böse Erinnerungen an die Zeit der Militärjunta wach.
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Kurz vor der Parlamentswahl in Argentinien sorgt der Tod des Bürgerrechtsaktivisten Santiago Maldonado für Wut und Proteste. Dessen älterer Bruder Sergio bestätigte am Freitag in Buenos Aires, dass es sich bei einem vor wenigen Tagen in einem Fluss in Patagonien im Süden Argentiniens entdeckten Leichnam um den seines seit Wochen vermissten Bruders handelte.

Der 28-jährige Tattoo-Künstler Santiago Maldonado war am 1. August bei einem Protestmarsch der Mapuche-Ureinwohner von Militärpolizisten festgenommen worden; seither war er nicht mehr gesehen worden. Die Mapuche protestierten gegen den Verkauf des von ihnen beanspruchten Landes an den italienischen Großgrundbesitzer Luciano Benetton, der in Patagonien rund 900.000 Hektar Land besitzt.

Der Leichnam war am Dienstag im Fluss Chubut entdeckt worden, der die gleichnamige Provinz in Patagonien durchquert. Präsident Macri kommentierte den Fund nicht, sondern sandte seinen Menschenrechtsbeauftragten Claudio Avruj in die Provinz. Dort wurde der Wagen des Ministers mit Steinen beworfen. Das Verschwinden von Santiago Maldonado rief böse Erinnerungen an die Zeit der Militärjunta wach (1976-1983), unter deren Herrschaft in Argentinien 30.000 Menschen ermordet wurden oder spurlos verschwanden. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri geriet unter Druck.

Tod des Aktivisten könnte Macri Stimmen kosten

Die Parlamentswahl am Sonntag in Argentinien steht im Zeichen eines langsamen Wirtschaftsaufschwungs. Zwei Jahre nach Amtsantritt erhält die Regierung des konservativen Staatschefs Mauricio Macri so deutlich Rückenwind. Der Tod des Mapuche-Aktivisten könnte ihn nun jedoch Stimmen kosten. Nach einer von der Zeitung „Clarín“ veröffentlichten Umfrage erwägen nach diesem Ereignis zwölf Prozent der Befragten, eine andere Partei als zunächst geplant zu wählen. Macris größte Rivalin ist eine alte Bekannte: Die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner mit ihrer neuen Partei „Unidad Ciudadana“ („Bürgerliche Einheit“).

Es werden die Hälfte der insgesamt 254 Abgeordneten und ein Drittel der insgesamt 72 Senatoren neu gewählt. Die Abgeordnetenkammer wird alle zwei Jahre zu 50 Prozent neu gewählt, im Senat wird alle zwei Jahre ein Drittel der Mandate erneuert. Wahlberechtigt sind 33,2 Millionen Bürger. In Argentinien gilt Wahlpflicht. Die Ergebnisse sollen am frühen Montag bekanntgegeben werden.

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