Sabotageaktion in Libanon : Pager-Hersteller: Explodierte Geräte sind nicht von uns
Die bei tausenden Hizbullah-Angehörigen in Libanon explodierten Pager stammen ursprünglich von einem kleinen Unternehmen aus Taiwan. Es heißt „Gold Apollo“, wie mehrere Aufnahmen der Geräte in Libanon in den sozialen Medien belegen. Mit der taiwanischen Ursprungsversion haben die Geräte aber jenseits der Optik offenbar kaum mehr etwas zu tun gehabt. „Gold Apollo“-Firmenchef Hsu Ching-kuang machte am Mittwoch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in der Firmenzentrale den Eindruck, als sei er davon sehr überrascht.
Die bei den Angriffen in Libanon verwendeten Pager seien nicht von seiner Firma, sondern von einem Subunternehmer namens BAC hergestellt worden, sagte „Gold Apollo“-Chef Hsu. Er habe BAC in einem bestimmten Gebiet die Genehmigung erteilt, den Markennamen „Gold Apollo“ zu verwenden, aber Design und Herstellung des Pagers „AR-924“ liege bei BAC. Der explodierende Pager sei seit weniger als 2 Jahren im Verkauf gewesen.
Diese Firma habe einen Vertreter taiwanischer Herkunft in Taipeh, mit dem oder mit der er einen Lizenzvertrag unterzeichnet habe. In Österreich wiederum sitze ein Vertreter namens „Tom“, der Produkte unter dem Apollo-Label vertreibe, so Firmenchef Hsu. Diesen habe er jedoch nie persönlich getroffen, sondern lediglich per Videoschalte gesprochen.
„Tom“ entwarf seinen eigenen Pager
Kurze Zeit nach der Kontaktaufnahme „brachte Tom eine Gruppe von Ingenieuren dazu, einen eigenen Pager zu entwerfen, den er unter dem Markennamen Gold Apollo vertrieb“, sagte Hsu. Offenbar hatte der Lizenznehmer von da an die volle Kontrolle über die Herstellung des manipulierten Pagers gehabt. „Wir sagten ihm, dass das, was Sie herstellen, weder schön noch gut ist, benutzen Sie doch einfach mein Produkt“, sagte Hsu. Anscheinend vergeblich. „Wir haben es seit fast drei Jahren nicht mehr an ihn geliefert“, fügte Hsu am Mittwoch an. „Es wird in Übersee hergestellt.“
Nie habe der Lizenznehmer Libanon erwähnt. Einmal aber habe es ein Problem mit einer Überweisung gegeben, sagt Hsu. „Und ich hatte ein komisches Gefühl dabei“. Er werde eine Klage gegen BAC einreichen. Diese Firma habe ihren Sitz in der ungarischen Hauptstadt Budapest, teilte „Gold Apollo“ später mit.
Aus Israel, wo die Urheber des Angriffs auf die Hizbullah-Mitglieder vermutet werden, gab es am Mittwoch wie üblich keine Bestätigung. Doch wurden Erinnerungen an die Tötung des Hamas-Terroristen Yahya Ayyasch wach, der 1996 vom Inlandsgeheimdienst Schin Bet getötet war: indem die Israelis sein Handy zur Explosion gebracht hatten, als er telefonierte. Zuvor hatten sie die Lieferkette infiltriert und ins Handy einen kleinen Sprengsatz eingebaut.
Am Dienstagnachmittag waren die Pager von mehreren Tausend Hizbullah-Angehörigen in Libanon explodiert. Dabei wurden mindestens elf Menschen getötet, 500 verloren ihr Augenlicht und 2700 wurden verletzt.