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Arafat Abou-Chaker Der Clanchef als Autor

aus DER SPIEGEL 17/2024
Foto:

Olaf Wagner / IMAGO

Clanmitglieder sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Der notorische Issa Remmo will künftig ehrenamtlich für die Gemeinde von Grabowhöfe arbeiten, Yasser Abou-Chaker hängt in obskuren TikTok-­Livestreams herum, und Arafat Abou-Chaker, 47, einst Manager von Bushido, ist jetzt Autor. »Klartext: die wunderbare Vergangenheit des Herrn Bushido« heißt sein Buch, es widmet sich Abou-Chakers ehemaligem Schützling und heutigem Intimfeind Anis Mohamed Ferchichi, wie Bushido bürgerlich heißt. Nach einem Mammutprozess vor dem Berliner Landgericht, der über dreieinhalb Jahre und 114 Prozesstage andauerte, scheint der Fall für Abou-Chaker noch nicht erledigt. Bushido hatte dem Clanchef und dreien seiner Brüder unter anderem vorgeworfen, ihn 2018 eingesperrt, bedroht und körperlich angegriffen zu haben. Abou-Chaker habe ihn zur Zahlung einer hohen Geldsumme und langfristigen Geschäftsbetei­ligungen zwingen wollen. Das Gericht sprach den Clanboss von den Anschuldigungen frei, verhängte jedoch eine Geldstrafe wegen unerlaubter Tonbandaufnahmen. Abou-Chaker kündigt nun auf seinem Instagram-Profil an, dass das mehr als 200 Seiten starke Buch für 42,80 Euro »erst der Anfang« sei, ein »kleines Leckerli«, wie er es nennt. Auf der Website, die augenscheinlich eigens für den Vertrieb seines Debütwerks eingerichtet wurde, verspricht der Autor »keinerlei Lügen!«. Die Kapitel heißen: »Klartext zur Aggro-Berlin-Story« oder »Klartext zu Tante Luise«. Letztere ist Bushidos Mutter, Luise Maria Engel, die vor Jahren verstorben ist. Bu­shi­do, der aktuell mit seiner »König für immer!«-Tour unterwegs ist, hat noch nicht auf das angebliche Enthüllungsbuch, das anscheinend nur gedruckt vorliegt, reagiert. Vielleicht holt er das in seinem Podcast oder einer seiner Dokus nach. So machen das die Gangster von heute wohl.

abd
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