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Gestorben Faith Ringgold, 93

aus DER SPIEGEL 17/2024
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Kathy Willens / AP / dpa / picture alliance

»Ich bin schwarz, und ich bin eine Frau. Das ist es«, erklärte Ringgold einmal, »daher kommt die Kunst.« So malte die Künstlerin und Aktivistin 1967 einen schwarzen Mann, eine weiße Frau und einen weißen Mann vor einer blutbesprenkelten amerikanischen Flagge. Eine schwarze Frau fehlt – die Leerstelle weist darauf hin, dass die US-Amerikanerin viele Jahrzehnte lang im Kunstbetrieb marginalisiert wurde. Wertschätzung erfuhr sie beschämend spät: Erst mit 91 Jahren bekam ihr Werk eine umfassende Retrospektive in ihrer Heimatstadt New York. In den Sechzigerjahren erzählte Faith Ringgold in Gemälden mit Titeln wie »Nur für Mitglieder« von Ausgrenzung und den Kämpfen der Bürgerrechtsbewegung. 1968 gründete sie mit anderen ein Künstlerinnenkollektiv und wurde zur Aktivistin. In Erinnerung bleibt Ringgold auch für ihre Textilkunstwerke, die sie seit den Achtzigerjahren schuf: Quilts, auf denen sie farbenfrohe, berührende Bilder mit handgeschriebenen Texten kombinierte. »Im Louvre tanzen« etwa zeigt schwarze Frauen und Mädchen tanzend vor der Mona Lisa – eine Vision von Gerechtigkeit, die Popstar Beyoncé mehr als 25 Jahre später in einem Musikvideo lebendig machte. Faith Ringgold starb am 13. April in Englewood, New Jersey.

cpa
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