FAZ+Serie „Einig Vaterland?“ (3) :
Preußen: Ganz nah und doch so fern

Von Christoph Markschies
Lesezeit: 11 Min.
Zeitenwende mit Wumms: Innenansicht der Preußen-Ausstellung des Jahres 1981 im Berliner Martin-Gropius-Bau
Preußen ist ein Beispiel für einen längst untergegangenen Staat, der auf ganz unterschiedliche Weise bis heute gegenwärtig ist und dessen verschiedene Formen der Präsenz ebenso umstritten sind, wie es der Staat selbst während nahezu der gesamten Zeit seiner Existenz war. Ein Gastbeitrag.
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Am 25. Februar 1947 wurde durch Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats der formal noch bestehende „Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden“ für aufgelöst erklärt. Bemerkenswerterweise hielt die Präambel des Gesetzes allerdings auch fest, dass der Staat Preußen, „der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, . . . in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört“ hat. Das Gesetz beendete nur noch de iure, was de facto schon verschwunden war: Der letzte preußische Ministerpräsident Hermann Göring hatte sich im Jahr zuvor seiner Hinrichtung durch Selbstmord entzogen, die mit den Reichsministern faktisch personalidentischen Landesminister waren im Mai 1945 abgesetzt worden und die beiden parlamentarischen Kammern hatten schon 1933 selbst ihre Existenz beendet.

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