Münteferings Aufstieg :
Die Karriere des Spätzünders

Von Günter Bannas
Lesezeit: 12 Min.
Wem die Stunde schlägt: SPD-Fraktionschef Franz Müntefering und Bundeskanzler Gerhard Schröder am 7. Februar 2004 im Berliner Willy-Brandt-Haus
Die SPD ist nicht zum ersten Mal in schwerem Fahrwasser. Vor 20 Jahren war es der Parteivorsitzende Franz Müntefering, der den Kanzler versuchte zu stützen. Doch die Abwahl Schröders konnte er nicht verhindern.

Vor zwanzig Jahren, am 6. Februar 2004, einem Freitag, geschah das schier Ungeheuerliche. Gerhard Schröder, Bundeskanzler, machtgierig und machtbewusst wie kaum einer sonst in der deutschen Sozialdemokratie, übte Verzicht. Im Saal der Bundespressekonferenz teilte er den Journalisten mit, er werde sein Amt als Vorsitzender der SPD an Franz Müntefering, den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, abgeben. Der Verzicht Schröders widersprach den Erfahrungen deutscher Regierungschefs. Von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl waren sämtliche CDU-Bundeskanzler zugleich Vorsitzende ihrer Partei. Das Parteiamt sei die Machtbasis für die Regierungsaufgaben, war bis in die Politikwissenschaft hinein zum Konsens der veröffentlichten Meinung geworden. Helmut Schmidt, letzter sozialdemokratischer Kanzler vor Schröder, sei 1982 mit seiner sozialliberalen Koalition gescheitert, weil nicht er, sondern Willy Brandt Chef der SPD gewesen sei, Schmidt mithin seine Partei nicht auf Kurs habe halten können.

Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
11,80 € jetzt nur 0,99 €

Jetzt Zugang 11,80 € für nur 0,99 € abonnieren?

  • Mit einem Klick online kündbar
  翻译: