Bundestagswahlkampf in Hessen : Kandidaten im Dauereinsatz
Ob sie tatsächlich alle in den nächsten vier Wochen nach Hessen kommen, die erstmals fünf Kanzlerkandidaten und Kanzlerkandidatinnen, die bei einer Bundestagswahl antreten, ist noch offen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), CDU-Herausforderer Friedrich Merz, Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck und Sahra Wagenknecht vom BSW haben sich jedenfalls bereits angekündigt. Lediglich die AfD hat noch nicht wissen lassen, ob es ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel sein wird, die am Samstag, 1. Februar, zur zentralen Wahlkampfveranstaltung der AfD nach Neu-Isenburg kommt, oder ob doch der Ko-Bundesparteivorsitzende Tino Chrupalla auftreten wird.
Scholz in Wiesbaden, Merz in Fulda
An diesem Wochenende ist quasi der erste Großkampftag. Am heutigen Samstag werden sich Scholz und Merz fast gleichzeitig in Hessen präsentieren: Friedrich Merz tritt am Samstagnachmittag gemeinsam mit Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) im Gemeindezentrum in Neuhof bei Fulda auf. Eine halbe Stunde später steht Bundeskanzler Olaf Scholz in Wiesbaden im Rhein-Main Congress-Center auf der Bühne, begleitet von Parteichefin Saskia Esken, der saarländischen Regierungschefin Anke Rehlinger und Hessens Wirtschaftsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Kaweh Mansoori.
Es sind nicht die ersten Auftritte der beiden Kanzlerkandidaten im Rhein-Main-Gebiet, aber die jeweils ersten vor größerem Publikum. Merz wird auch am 20. Februar, drei Tage vor der Bundestagswahl, in Darmstadt sein.
Habeck tritt am 3. Februar in der Jahrhunderthalle Frankfurt auf
Die Grünen-Führung will sich nach Angaben der Partei auf zwei Termine ihres Spitzenpersonals konzentrieren: Für den 3. Februar hat sich Robert Habeck in der Jahrhunderthalle in Frankfurt angekündigt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist am Abend des 17. Februar in Darmstadt im Darmstadtium. Die Auftritte, die der langjährige Grünen-Parteichef Omid Nouripour in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet plant, sind kaum zu zählen. Das überrascht nicht, schließlich will er seinen Frankfurter Wahlkampf, den er als erster Grüner in Hessen direkt gewonnen hat, verteidigen.
Christian Lindner und Stark-Watzinger mit Stationen in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt
Mehr als ein Dutzend Auftritte wird auch die im November vergangenen Jahres ausgeschiedene Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in den nächsten Wochen absolvieren – vorrangig im Rhein-Main-Gebiet. Sie ist die hessische Parteivorsitzende und Spitzenkandidatin der hessischen FDP für die Bundestagswahl. Damit reicht sie von der Zahl der Auftritte allerdings nicht an Christian Lindner heran. Der frühere Finanzminister in der Berliner Ampelregierung hat bundesweit 75 Veranstaltungen in 46 Tagen angekündigt. Das erste Drittel dieses Auftrittsmarathons hat er schon hinter sich, darunter Termine in Königstein und Mainz. Lindners zentrale Wahlkampfveranstaltungen in Begleitung von Stark-Watzinger und dem Frankfurter Parteivorsitzenden Thorsten Lieb werden am 13. Februar im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens sein und zuvor am 31. Januar zunächst auf dem Marktplatz in Wiesbaden und später in Darmstadt.
„Silberlocke“ Gregor Gysi spricht am 9. Februar in Wiesbaden und Frankfurt
Einen Heimvorteil hat auch die Linke. Die erst im Oktober vergangenen Jahres zurückgetretene langjährige Bundesvorsitzende Janine Wissler ist in Frankfurt zu Hause. Entsprechend lang ist auch die Liste ihrer hessischen Wahlkampfauftritte. Ihr ist es gelungen, die beiden Spitzenkandidaten Jan van Aken und Heidi Reichinnek für Wahlkampfauftritte zu gewinnen: Reichinnek und Wissler treten am Montag, 27. Januar, in Marburg auf. Mit Jan van Aken findet die Wahlkampfveranstaltung am 14. Februar in Darmstadt statt. Sogar Gregor Gysi, der langjährige Fraktionschef der Linken im Bundestag, tritt am 9. Februar zunächst am Nachmittag in Wiesbaden und am Abend im Haus Saalbau in Frankfurt-Bornheim auf. Gysi, der frühere thüringische Minister Bodo Ramelow und der langjährige Bundestagsabgeordnete Dietmar Bartsch haben sich unter dem Hashtag #MissionSilberlocke zusammengetan, um in diesem Wahlkampf noch einmal für die Linke zu werben.
Die CDU spricht nicht von Silberlocken, sondern neudeutsch von „Hessen Originals“, mit denen sie ebenfalls in den Wahlkampf ziehen wird. Die „Originals“ sind der ehemalige Forschungsminister Heinz Riesenhuber und die langjährige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth. Beide werden bei drei Wahlkampfterminen in den Kreisen Waldeck-Frankenberg, in Hersfeld-Rotenburg und am 13. Februar in Groß-Gerau die jeweiligen Wahlkreiskandidaten unterstützen.
Die proeuropäische Partei Volt, die schon 2021 zur Bundestagswahl angetreten war, wirbt in Hessen vor allem mit Infoständen für ihre Kandidaten. BSW-Kanzlerkandidatin Sahra Wagenknecht hat sich für den 12. Februar in Kassel angekündigt. Insgesamt, so hat es der Landeswahlausschuss am Freitag festgelegt, sind in Hessen 14 Parteien zur Wahl am 23. Februar zugelassen.