Streit um Wagenknecht : Die Linke zerlegt sich
Der Rückzug von Amira Mohamed Ali vom Fraktionsvorsitz der Linken vertieft die Spaltung der Partei. Ihre Fundamentalkritik am Umgang der Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan mit Sahra Wagenknecht trifft die Linke ins Mark. Auch die Gründung einer Wagenknecht-Partei unter Mitnahme etlicher Bundestagsabgeordneter rückt damit näher.
Breitseite gegen Wissler und Schirdewan
Schon vor Mohamed Alis Schritt hatte das Lager um Wagenknecht mit Verspätung, aber heftig auf die Nominierung der Klimaaktivistin und Flüchtlingshelferin Carola Rackete zur Spitzenkandidatin der Linken für die Europawahl reagiert. Der Coup der Linken-Spitze, die parteilose Kapitänin an Bord zu holen, löste eine Breitseite des Wagenknecht-Unterstützers Klaus Ernst aus.
Racketes Ausrufung zur Spitzenkandidatin ist eine Kampfansage an Wagenknecht und deren restriktiven Kurs in der Flüchtlings- und Klimapolitik. Seit Monaten kritisiert Wagenknecht, dass die Linke ihre bisherige Wählerschaft verprelle. Statt auf soziale Themen zu setzen und diese nicht der AfD zu überlassen, werbe die Linke nun um junge, radikale Klimaschützer und Seenotretter wie Rackete, um in großstädtisch und studentisch geprägten Milieus zuzulegen.
Mit ihrer Analyse trifft Wagenknecht einen wunden Punkt. Was die Linke in Bremen und Hamburg gewinnt, verliert sie in Sachsen und Thüringen an die Konkurrenz von rechts außen.