Kosovo-Krieg 1999 : Rudolf Scharpings balkanische Legenden
Am 13. Mai 1999 riss Joschka Fischer erst das Trommelfell und dann die Geduld. Auf dem Sonderparteitag der Grünen hatte ein Delegierter einen Beutel mit roter Farbe auf den Außenminister geschleudert und ihn am Ohr verletzt. Als er dann mit verschmierter Jacke ans Rednerpult trat, hatte er kaum zu sprechen begonnen, da versuchte eine lautstarke Minderheit, ihn als „Kriegshetzer“ niederzubrüllen. Die Partei und damit die rot-grüne Koalition Gerhard Schröders stand vor einem Bruch. Im März hatte der Kosovo-Krieg der NATO begonnen, unter deutscher Beteiligung. In der wichtigsten Rede seines Lebens, wie Fischer sie später nannte, versuchte er den „Freundinnen und Freunden“ die Ansicht auszureden, grüne Friedenspolitik sei es, die Soldateska des serbisch-jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević ungehindert morden zu lassen. Als Kriegshetzer-Rufe aufkamen, spottete Fischer: „Ich habe nur drauf gewartet – Kriegshetzer! Hier spricht ein Kriegshetzer – und Herrn Milošević schlagt ihr demnächst für den Friedensnobelpreis vor!“. Frieden setze voraus, „dass Menschen nicht ermordet, dass Menschen nicht vertrieben, das Frauen nicht vergewaltigt werden.“ (…) Wenn wir diese Politik akzeptieren, werden wir dieses Europa nicht wiederkennen.“